EJW Darmstadt e.V.
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Einblick Sommer 2015 - Zusätzliche Artikel



Einblick, Ausgabe Sommer 2015 (pdf 862 kb)

  • Editorial - Flucht
  • Bundeslager 2016 der Heliand-Pfadfinderschaft - Entdeckung der Welt
  • Rückblick - Neuigkeiten aus dem EJW Darmstadt - Ferienspiele 2015
  • Rückblick - Ein Jahr Konfirmandenzeit - Pfarrvakanz in Traisa
  • EJW Hessen - Aussendungsgottesdienst und 75 Jahre Haus Heliand
  • Kirchentag in Stuttgart (vollständiger Artikel siehe unten)
  • EJWler im Ausland - Meine Zeit in Guatemala (vollständiger Artikel siehe unten)

EJWler im Ausland - Meine Zeit in Guatemala

Letztes Jahr im Oktober machte ich mich auf den Weg ins ferne Guatemala, wo ich im Schulsozialprojekt Procedi arbeitete und sechs unvergessliche Monate verbrachte. Bei meiner Ankunft in Guatemala Stadt wurde ich erstmal von vielen fremden Leuten, einer neuen Sprache, einer komplett anderen Kultur und einer völlig chaotischen Stadt überwältigt. Zunächst ging es in die Wohnung, in der ich zusammen mit Magda, der anderen Freiwilligen, die nächsten Monate wohnen sollte. Doch alleine schon die Fahrt durch den tosenden Verkehr, die verschmutze Stadt, vorbei an vielen hässlichen Häusern mit sehr viel Stacheldraht und durch die Menschenmassen, die alle etwas verkauften, war sehr abenteuerlich und super aufregend. Schließlich kamen wir bei unserer Wohnung an, die sich, wie viele Häuser dort, in einem rund um die Uhr bewachten Viertel befindet, welches mit einem hohen Zaun oder Mauern und Stacheldraht umgeben ist. Jedes Mal wenn man rein oder raus geht, muss man zunächst an einem bewaffneten Wachmann vorbei und sich ausweisen. Daran gewöhnt man sich allerdings ziemlich schnell, da in der Stadt an jeder Ecke und vor jedem Geschäft Wachmänner stehen. Gleich zu Beginn meines Aufenthaltes lernte ich Flor, die Leiterin des Projekts und ihre große Familie kennen. Kaum hatte ich mich von den vielen Eindrücken erholt, ging es am zweiten Tag auch schon ins Projekt. Procedi ist ein Projekt in einem der Armenviertel von Guatemala Stadt. Insgesamt werden etwa 140 Kinder und Jugendliche während der Schulzeit unterstützt. Einerseits ist Procedi eine Grundschule (Vorschulklasse – 6.Klasse), andererseits können auch die Jugendlichen, die schon auf weiterführende Schulen gehen, zur Hausaufgabenbetreuung oder zum Lernen oder einfach zum Entspannen ins Projekt kommen. Die Kinder bekommen Frühstück und Mittagessen sowie eine medizinische Grundversorgung und auch für viele Eltern ist Procedi eine wichtige Anlaufstelle. Finanziert wird Procedi durch Spenden und Patenschaften.

Da ich zunächst kein Spanisch konnte, absolvierte ich einen zweiwöchigen Sprachkurs in Antigua, etwa 30km von Guatemala-Stadt entfernt. Dort wohnte ich in einer sehr netten Gastfamilie und in meiner Freizeit erkundete ich mit Katja, einer anderen Deutschen die ich im Flugzeug kennen gelernt hatte, das schöne und etwas weniger gefährliche Antigua und andere naheliegende Dörfer. Außerdem bestiegen wir einen der vielen noch aktiven Vulkane. Schließlich fuhr ich wieder zurück in die Hauptstadt, wo dann wirklich die Arbeit bei Procedi begann. Allerding sind in Guatemala von Ende Oktober bis Anfang Januar Ferien, weshalb kein regulärer Unterricht, sondern eine Ferienbetreuung stattfand. Also spielten, bastelten oder tanzten wir mit den Kindern oder halfen beim Kochen und Einkaufen. Mich hat überrascht, wie interessiert die Kinder an uns und unserem Leben in Deutschland waren und ich musste immer wieder versichern, dass meine blonden Haar und die blauen Augen auch echt sind, und dass es hier im Winter Schnee gibt. Natürlich war es für mich auch total spannend Einblick in das Leben der Kinder zu bekommen. Ich bewunderte sie jeden Tag aufs Neue dafür, dass sie trotz Armut und Leid durch Kleinigkeiten glücklich zu machen sind und uns jeden Tag mit strahlenden Augen begrüßten.

Ende November fingen dann auch schon die Weihnachtsvorbereitungen an. Jedes Kind bekommt zu Weihnachten eine neue Schuluniform und neue Schuhe und auch die Jugendlichen bekommen neue Kleidung. Wir fuhren also in eine Kleider- und eine Schuhfabrik, sortierten die Sachen, packten sie ein und schrieben unendlich viele Weihnachtskarten. Am Ende haben sich dann aber alle über ihre schönen Geschenke gefreut und auch die Weihnachtsfeier im Projekt mit Krippenspiel und traditionellen Tamales (mit Fleisch und Gemüse gefüllter Teig in Blätter eingewickelt) war ein voller Erfolg.

Danach ging es dann in die richtigen Ferien. Da wir noch zwei Wochen Zeit hatten bis Weihnachten hatten, machten Magda, Katja, eine weitere Freundin Anna und ich uns auf den Weg und erkundeten Guatemala und das Nachbarland Belize. Zunächst ging es Richtung Norden in das schöne Städtchen Flores, vorbei an vielen Vulkanen und kleinen Dörfern und natürlich durch das Hochland und den Regenwald. Nicht weit entfernt besichtigten wir dann die unglaublich beeindruckende Ausgrabungsstätte Tikal mit ihren alten Mayatempeln, die sich über ein riesiges Areal im Regenwald erstrecken. Anschließend ging es weiter nach Belize an die Karibik, wo wir dann einige Tage auf einer schönen Insel verbrachten, die Sonne genossen und mit Rad, Kajak und Schnorchel die Gegend erkundeten. Nach zwei Wochen machten wir uns wieder auf den Rückweg, da die große Weihnachtsfeier bei Flor und ihrer Familie anstand. Nachdem wir am 24.12. nachmittags im Gottesdienst waren, trafen sich alle bei Flor, wo es natürlich erstmal die leckeren Tamales zu essen gab. Anschließend wurde zusammen gesungen, Fürbitten gehalten, geredet und natürlich wurden die Geschenke ausgepackt. Um Mitternacht gab es dann ein Feuerwerk und alle feierten noch lange in die Nacht hinein.

Zwei Tage später fuhren wir für ein paar Tage an den wunderschönen Atitlan-See in das kleine Örtchen Panajachel und von dort aus weiter in die hochgelegene und sehr kalte Stadt Quetzaltenango. Silvester verbrachten wir am Strand von Monterrico. Die ganze Nacht wurde getanzt und gefeiert und langsam lernte ich dann auch etwas Salsa.

Anfang des Jahres flog ich für drei Wochen nach Costa Rica, um mich dort mit meinem Freund zu treffen. Wir erkundeten dort die tolle Natur mit den Regenwäldern, Stränden und Vulkanen und beobachteten viele Tiere. Insgesamt ist Costa Rica ein sehr schönes Land mit toller Landschaft und im Vergleich zu Guatemala gibt es eine ziemlich gute Infrastruktur und wenig Kriminalität. Allerdings gibt es in Costa Rica leider auch so gut wie keine indigene Bevölkerung mehr, wohingegen in Guatemala etwa 50% der Gesamtbevölkerung von den Maya abstammen. Daher ist die Kultur in Guatemala natürlich auch ganz anders geprägt und deutlich vielseitiger, was man alleine schon daran sieht, dass dort viele Frauen ihre schöne traditionelle Kleidung tragen, die aus bunten selbstgewebten Röcken und Blusen besteht und dass auf den Märkten viele traditionelle Sachen verkauft werden. Nach so viel Urlaub freute ich mich wieder zurück zu kommen und endlich mit der Arbeit im Projekt fortzufahren.

Ab Februar kam Annika, die dritte Freiwillige, die ab da mit uns zusammen wohnte und arbeitete. Nun begann auch der richtige Unterricht und es gab einige Aufgaben, die erledigt werden mussten. Eine wichtige Tätigkeit bestand darin, zweimal wöchentlich mit einigen Kindern zum Zahnarzt zu gehen, so dass am Ende alle Kinder der Reihe nach behandelt werden konnten, was beim Zustand ihrer Zähne auch nötig war. Eine weitere Aufgabe bestand darin, alle Kinder zweimal in der Woche zu duschen und zu entlausen. Außerdem mussten die Kinder Antiparasitenmedikamente bekommen und zusätzlich zu den normalen Mahlzeiten noch Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel. Wir durften aber auch Vertretungsstunden übernehmen, verschiedene AGs mit den Kindern durchführen, wie zum Beispiel einen kleinen Garten anlegen und pflegen. Wir führten kleine Reparaturarbeiten mit den Kindern durch und brachten ihnen Erste-Hilfe bei. Natürlich haben wir auch Flor des Öfteren beim Einkaufen geholfen und haben zusammen mit den Küchenfrauen gekocht. Ab und zu gab es dann besondere Feiern, die natürlich am meisten Spaß gemacht haben. Ein großes Highlight war Karneval, denn alle Kinder kamen verkleidet ins Projekt. Die Kinder wurden von uns geschminkt und es wurden viele Fotos gemacht. Die besten Kostüme wurden unter lautem Geschrei ausgewählt und jeder versuchte seine Cascarones (ausgeblasene, mit Konfetti gefüllte Eier) auf den Köpfen der anderen kaputtzuschlagen. Ein weiterer Höhepunkt für die Kinder war das kleine Schwimmbecken, was wir für ein paar Tage in Procedi aufbauten. Sie hatten unglaublich viel Spaß bei ihren ersten Schwimmversuchen und beim Spielen im Wasser.

Dann stand auch schon Ostern an, was wahrscheinlich das größte Fest in Guatemala ist, denn schon nach Karneval finden jedes Wochenende Prozessionen statt. Dabei wird eine überlebensgroße Christusfigur von Männern, und dahinter eine Marienfigur von Frauen auf einem riesigen Tragegestell durch die Stadt getragen. Das Ganze wird begleitet von Trauermusik und viel Weihrauch. In der Osterwoche ist dann überall im Land Ausnahmezustand. Es werden Alfombras, das sind liebevoll hergestellte, detaillierte, aufwändige Teppiche aus gefärbter Sägespäne, Zweigen, Blumen, Früchten und anderen Lebensmitteln, in vielen Stunden ausgelegt, damit sie dann kurze Zeit später von einer der vielen Prozessionen zertrampelt werden. Dieses Spektakel haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen, und es war total spannend Ostern mal etwas anders zu erleben.

Zwei Wochen vor meinem Rückflug erhielt ich die sehr traurige Nachricht, dass mein geliebter Opa im Sterben liegt. Meine letzten Tage in Guatemala waren daher nochmal ein ganz schönes Auf und Ab. Einerseits trauerte ich natürlich um meinen Opa und wollte gerne bei meiner Familie sein und andererseits musste ich mich auch von Guatemala, den tollen Leuten und vor allem von den Kindern verabschieden. Das fiel mir nicht leicht und mein letzter Tag bei Procedi war zwar traurig, aber auch total schön, da jede Klasse entweder einen kleinen Tanz, eine Art Gedicht oder einfach ein paar nette Worte für mich vorbereitet hatte. Außerdem hat mir fast jedes Kind einen Abschiedsbrief geschrieben oder etwas gemalt, was mich sehr gerührt hat. Vor allem der Abschied von meinem Patenkind Keilin, das ich ein paar Monate vorher bekommen hatte und das mir sehr ans Herz gewachsen war, fiel mir sehr schwer. Schließlich bekam ich noch eine kleine Abschiedsfeier bei Flor und dann stand auch schon mein Rückflug an.

Insgesamt werde ich diese Zeit in Guatemala nie vergessen, denn es war eine unglaublich tolle Erfahrung eine so komplett andere Kultur hautnah kennen zu lernen und mitzuerleben wie unterschiedlich teilweise die Denk- und Lebensweisen sind. Ich selbst habe sehr viel daraus gelernt und ich weiß nun einige Dinge in meinem Alltag wesentlich mehr zu schätzen als zuvor. Obwohl es natürlich schön ist auch wieder hier zu sein und sich frei bewegen zu können, ohne Bedenken haben zu müssen, dass es gefährlich ist und ohne die ganze Zeit angestarrt zu werden oder nach einem Foto gefragt zu werden, vermisse ich auch viele Dinge an Guatemala. In erster Linie natürlich das Projekt mit den Kindern aber auch die schönen Märkte mit den bunten Taschen und Klamotten und den vielen leckeren und reifen Früchte fehlen mir schon sehr. Ich bin mir daher sicher, dass ich noch einmal nach Guatemala zurückkehre und alle dort besuchen werde.

Paula S.


EJW Fahrt zum Kirchentag 2015 nach Stuttgart

Vom 3. bis 7. Juni fand der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag, in Stuttgart statt. 15 Freizeitteilnehmer machten sich mit drei Reiseleitern auf den Weg, um den Kirchentag zu erkunden, der unter dem Motto, "damit wir klug werden" (PS 90,12) stand. Unsere Unterkunft, eine Realschule, entpuppte sich als überraschend gemütlich und lag ein halbe Stunde, mit der U-Bahn von der Innenstadt entfernt. Der Bäcker - mit Coffeeshop! - auf dem Weg zur Haltestelle erwies sich als äußerst praktisch, wenn man morgens schon um 7 Uhr unterwegs war.

Neben vielen interessanten Bibelarbeiten und Vorträgen, u.a. von Angela Merkel, Joachim Gauck, Margot Käßmann, Andreas Barner oder Frank-Walter Steinmeier gab es auf dem Markt der Möglichkeiten ein riesiges Angebot an Informationsmaterial, zu verschiedenen Themen. Landestypische Spezialitäten, Quizze und andere Spiele dienten hier unter anderem zur Übermittlung der Infos. Auch die Buchhandlung lud zu längerem Verweilen ein, nicht zuletzt wegen des großen Angebots. Da das Wetter super sonnig und heiß war waren auch die vielen schattigen Parks sehr beliebt. Abkühlung boten diversen Wasserstationen und die angenehm kühlen Kirchen, in denen ebenfalls verschieden Veranstaltungen und Workshops stattfanden, wie zum Beispiel der Gospelworkshop. Gesungen wurde auch sonst sehr viel! Auf Konzerten, unter anderem von den Wiseguys, Andreas Burani, Samuel Harfst oder Judy Bailey, aber auch in Gottesdiensten, auf den Straßen und in der Bahn. Die großen Eröffnungs- und Abschlussgottesdienste zählten mit zu den Höhepunkten und wurden von mehreren tausend Zuschauern besucht. Für die reibungslosen Abläufe und Wegkoordinationshilfe sorgten die vielen freiwilligen Helfer, unter anderem auch aus unseren Pfadfinderschaften. DANKESCHÖN!

Insgesamt war es eine super Fahrt, mit tollem Wetter, einer Menge Spaß und vielen neuen Eindrücken. Ein bisschen klüger geworden sind wir auch ;-)

Im Allgemeinen konnte man überall vernehmen, dass es wieder einmal ein typischer Kirchentag war, auf dem sich nicht nur alles um Religion, sondern auch viel um Politik drehte.

Lea D.

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